Im Begriff, zu sterben
Die Zeit, zu welcher ich Hermann Hesse "liebte" hat schon vor längerer Zeit ein langsames Ende erfahren. Jeder kleine Rest an Idealismus, der sich in meinem Herz festklammerte, ist langsam entschwunden. Nun darf ich mich wahrlich Existenzialist nennen. Hesse ist lediglich ein begabter Gedankenmaler, einer, der auf die Glückseligkeit vergangener Tage zurückblickt, in die Zukunft, auf das schwarze Grab weist und die graue Gegenwart einfach nicht beachtet.
Hesse hat nicht mehr gelebt, als er schrieb. Alles, was schrieb war seine Seele, die nur noch aus Erinnerung bestand. Leid war alles, was sie motivierte.
Menschen, die leiden, lesen gerne Hesse. Er scheint zu verstehen, verbündet zu sein. Ja, er verstand: Doch er schwätzte nur. Er malte nur. Er schaffte nichts.
Warum sterbe ich?
Weil ich erkenne, daß ich eine Stufe weitergegangen bin. Herauf, herab - was zählt das schon. Ich bewege mich. Allein diese Feststellung aus der Relation zum Bisherigen führt mir mein Sterben vor Augen.
"Ich lebte in einer Art Nebel, der das Lachen so sehr dämpfte, daß ich es schließlich überhaupt nicht mehr vernahm. Die Gleichgültigkeit, die bereits einen so großen Raum in mir einnahm, stieß auf keinen Widerstand mehr und breitete ihre Verknöcherung aus. Keine Gemütsbewegung mehr! Eine gleichmäßige Seelenverfassung, oder vielmehr überhaupt keine. Eine erkrankte Lunge heilt, indem sie austrocknet, und dann bringt sie ihrem glücklichen Besitzer allmählich den Erstickungstod. So erging es auch mir, der ich friedlich an meiner Genesung starb."
- Albert Camus
Hesse hat nicht mehr gelebt, als er schrieb. Alles, was schrieb war seine Seele, die nur noch aus Erinnerung bestand. Leid war alles, was sie motivierte.
Menschen, die leiden, lesen gerne Hesse. Er scheint zu verstehen, verbündet zu sein. Ja, er verstand: Doch er schwätzte nur. Er malte nur. Er schaffte nichts.
Warum sterbe ich?
Weil ich erkenne, daß ich eine Stufe weitergegangen bin. Herauf, herab - was zählt das schon. Ich bewege mich. Allein diese Feststellung aus der Relation zum Bisherigen führt mir mein Sterben vor Augen.
"Ich lebte in einer Art Nebel, der das Lachen so sehr dämpfte, daß ich es schließlich überhaupt nicht mehr vernahm. Die Gleichgültigkeit, die bereits einen so großen Raum in mir einnahm, stieß auf keinen Widerstand mehr und breitete ihre Verknöcherung aus. Keine Gemütsbewegung mehr! Eine gleichmäßige Seelenverfassung, oder vielmehr überhaupt keine. Eine erkrankte Lunge heilt, indem sie austrocknet, und dann bringt sie ihrem glücklichen Besitzer allmählich den Erstickungstod. So erging es auch mir, der ich friedlich an meiner Genesung starb."
- Albert Camus
EcceHomo - 17. Nov, 21:04